Zum Inhalt springen
cross3

Robert Volkmann und André Oehler

André Oehler

André Oehler

„Man kann hier die gesamte ökologische Bandbreite auf vier Kilometern wunderbar darstellen und erleben.“

Robert Volkmann

Robert Volkmann

„Ich bewege mich als Einwohner meiner Stadt selbst gerne im Teichgebiet. Das ist meine Lieblingslaufstrecke.“

Paradies am Stadtrand

Geduld, Vertrauen, Verlässlichkeit und der Wille, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Für Robert Volkmann, Bürgermeister von Limbach-Oberfrohna, sind das die Zutaten gelingender Partnerschaften und Voraussetzung einer Erfolgsgeschichte. So konnte in Zusammenarbeit mit dem LPVW e.V. und dem Landkreis Zwickau mit dem Naturerlebnispfad „Limbacher Teichgebiet“ inmitten eines  Naherholungs- und Landschaftsschutzgebietes eine Landschaftsschutzfläche entstehen, die sachsenweit ihresgleichen sucht.

Natürlich können einem auf dem vier Kilometer langen Erlebnispfad geschützte Lurch- und Kriechtierarten begegnen, genauso Libellen und Schmetterlinge – bekannt ist das insgesamt rund 385 ha große „Limbacher Teichgebiet“ aber vor allem für seine reichhaltige Vogelwelt. Diese findet hier beste Bedingungen zum Brüten und Rasten. Darunter sind auch seltene Arten mit malerisch-absurden Namen wie Lachmöwe und Schwarzhalstaucher, Wasserralle oder Grünschenkel. Auf den das Teichgebiet einfassenden Feuchtwiesen und Niedermooren fühlt sich auch die Bekassine zur Brutzeit recht wohl. André Oehler, Koordinator der Kreisnaturschutzstation Gräfenmühle, genießt vor allem die Ruhe, die ein Schutzgebiet dieser Größe ausstrahle. Genauso, dass man nur einen Schritt aus der Stadt heraustreten müsse und sich inmitten einer facettenreichen Wasserlandschaft wiederfinde. „Feuchtlebensräume beherbergen eine Menge Arten, nur leider gibt es sie nicht mehr so häufig in Deutschland.“

Ruhe und Zeit

Wer ein bisschen Ruhe, Zeit und ein Fernglas mitbringt, findet am Vogelbeobachtungturm in der Nähe des Eingangs Saunabad den perfekten Ort, um sich die Fluggäste im Teichgebiet einmal genauer anzusehen – ohne diese zu stören. Der Stelzenbau aus Holz thront über dem Wasser. Luken in der Außenwand geben den Blick frei auf die gegenüberliegende Vogelschutzinsel. Informationstafeln zum Lesen und Ausklappen geben zudem Auskunft darüber, wer einem hier alles vor die Linse flattern könnte, und vertiefen das Wissen rund um die Vogelarten. Wegen dieser Vielfalt und Menge an Brut- und Rastvögeln sei dieses EU Natura 2000 – Schutzgebiet sachsenweit sehr bekannt, erläutert André Oehler.

Er kommt 2020 auf die Kommune Limbach-Oberfrohna zu mit dem Anliegen: „Wir wollen dieses Naturerlebnis vor Ort in die Jetztzeit holen.“ Im Gepäck hat er eine Förderung durch den Freistaat Sachsen, aber auch die Bitte an die Stadt um eine Zwischenfinanzierung. „Damals sagte er: So ein 300.000 € Projekt, das stemmen wir als LPV nicht von heute auf morgen“, erinnert sich Robert Volkmann. Der Stadtrat stimmt zu, auch der Landkreis Zwickau packt mit an. Danach geht es Schlag auf Schlag. Bereits 2022 wird die Vogelbeobachtungsstation eingeweiht, im Mai 2025 ist das Naturerlebnis komplett. 30 Schautafeln inklusive, die mit Objekten und Spielgeräten verbunden sind. Die Möglichkeit, Natur hier auch spielerisch zu erleben, soll vor allem Kinder und Familien ansprechen. Wie der Vogelbeobachtungsturm sind auch alle Schautafeln aus Naturmaterial gefertigt. „Das ist alles aus Hartholz, aus Robinie und Eiche“, sagt André Oehler.

André Oehler an den Limbacher Teichnen mit Fernglas

Partner, die funktionieren

Gelingen konnte das Projekt nur, weil hier alle Partner zuverlässig und zugewandt zusammengearbeitet hätten, erinnert sich Robert Volkmann. Das sei vor allem bei der Finanzierung essenziell gewesen: „Vieles ist wünschenswert, das Wenigste ist aber auch bezahlbar. Das große Glück war, dass wir hier mit dem LPV, dem Landkreis Zwickau und dem Freistaat Sachsen Partner gefunden haben, die uns über die letzten Jahre den Rücken gestärkt und die uns mitgezogen haben. Partner, die einfach funktioniert haben.“ Das Ergebnis erfüllt den Bürgermeister heute, durchaus mit Stolz, nicht zuletzt, weil das Teichgebiet Teil eines einmaligen Landschaftsensembles ist „Naherholung, Landschafts- und Naturpflege, das haben wir hier auf einer ganz engen Fläche super zusammengebracht in einer gleichermaßen sozial- wie naturverträglichen Nutzung. Das glaube ich, gibt es sonst in Sachsen kein zweites Mal.“

Denn in diesem Gebiet steckt auch viel Regional- und Stadtgeschichte. So wurde der hiesige Stadtpark, der an Teichlandschaft und Feuchtwiesen angrenzt, bereits 1894 durch den ansässigen Obst- und Gartenbauverein angelegt und seither ständig erweitert und umgestaltet. Hier wurde auch das Hippodrom aus dem Dornröschenschlaf und 2024 mit einem Büro als Kreisnaturschutzstation zu neuem Leben erweckt. Ein Vorhaben, das Robert Volkmann von seinem Vorgänger übernommen hat und das gut zu den Natur- und Landschaftsschutzzielen der Stadt passt.

Die gesamte ökologische Bandbreite

Dass es die „Limbacher Teiche“ als solche überhaupt gibt, hat die Stadt zunächst aber anderen zu verdanken. Hätten sich hier im 13. Jahrhundert nicht Benediktinermönche niedergelassen, die Fischteiche anlegten, um ihre Fastenspeise großzuziehen, hätte es das Gebiet in seiner jetzigen Form vielleicht nie gegeben. Auch dem Themenkomplex Teichwirtschaft, die auch im 20. Jahrhundert noch intensiv am Standort betrieben wurde, ist hier im Naturerlebnispfad eine eigene Station gewidmet. Es ist nur eine weitere Facette dieser renaturierten Kulturlandschaft und eines Feuchtlebensraums, der in Wasser und auf Wiesen Vielfalt ermöglicht.

 

Auch die Bemühungen regionaler Naturschutzverbände, insbesondere des NABU, hätten nach der Wende dazu beigetragen, dass die Wiesen rund um die Teiche vernässt und renaturiert wurden. Das Ergebnis ist insbesondere im Lebensraum „Feuchtwiesen“ eine steigende, beeindruckende Artenvielfalt. Für André Oehler sind die „Limbacher Teiche“ zweifelsohne ein kleines, ganzheitliches Paradies: „Man kann hier die gesamte ökologische Bandbreite auf vier Kilometern wunderbar darstellen und erleben.“  Robert Volkmann kann dem Naturerlebnispfad indes noch eine weitere Funktion abgewinnen: „Ich bewege mich als Einwohner meiner Stadt selbst gerne im Teichgebiet. Das ist meine Lieblingslaufstrecke.“

Diesen Beitrag teilen:

Dieser Beitrag kann gerne geteilt werden!