„Stelen der Biodiversität – der neue Artenschutzturm in Hartmannsdorf“

Die Gemeinde Hartmannsdorf liegt im Süden des Landkreises Zwickau am Fuße des Erzgebirges. Zusammen mit der Kreisnaturschutzstation und der Vereinigung „Artenschutz in Franken“ (AiF) entstand in Hartmannsdorf ein ebenso naturschutzfachlich notwendiger wie touristisch attraktiver Artenschutzturm.

Grundlage dafür bildet der alte Schlauchturm des Feuerwehrdepots der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, der sich auf einer von Siedlungen umringten Freifläche direkt an einem Bachlauf befindet. Der Turm eignet sich aufgrund seiner Höhe und Exposition hervorragend als Standort für Schwalben- und Höhlenbrüter-Nistkästen. Des Weiteren sollen durch in die Fassade versenkte Kästen und Insektenhotels vor allem Fledermäuse und Wildbienen, aber auch andere Insekten vom Standort angezogen werden und profitieren.

Durch die Lage von Hartmannsdorf in unmittelbarer Nähe zum „Hohen Forst“, einem umfangreichen Waldgebiet, den zahlreichen naturnahen Frisch- und Fettwiesen vor Ort und der an sich ländlichen Ortsstruktur dürfte der Standort auch genügend Abnehmer finden und hält andersherum auch genügend Nahrungshabitate in der Umgebung bereit. Mit dem fast unmittelbar angrenzenden Naturpark „Erzgebirge/Vogtland“ befindet sich darüber hinaus ein Schutzgebiet von nicht unwichtigem Ausmaß und auch touristischer Anziehung in unmittelbarer Nachbarschaft.

ArtenschutzturmNicht zuletzt wird auch dem Umweltbildungsgedanken Rechnung getragen. So begleitete die Kindertageseinrichtung „Gänseblümchen“ in Hartmannsdorf das Projekt von Anfang an mit. Durch den Einsatz entsprechender Materialen und einer didaktischen Anleitung lernen die Kinder durch das „Dabeisein“ den Artenschutz als aktiven und wichtigen Teil unseres Lebens kennen, der nebenbei auch Spaß machen kann.

Außerdem fällt der Turm durch eine künstlerische Außengestaltung dem Betrachter direkt ansprechend ins Auge und lädt auch zum Verweilen ein. Eine entsprechende Infotafel und ein kurzer Internetauftritt auf der Homepage der Gemeinde, des LPV und von AiF sorgen für den nötigen „Wissensstoff“ vor Ort und darüber hinaus. Somit kann der Turm auch als touristisches Ziel seinen „Bildungsauftrag“ über die Grenzen von Hartmannsdorf hinweg erfüllen und einen kleinen Teil  zur nationalen Strategie der Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland beitragen.

Nach umfassenden Fassadenarbeiten wurden unterhalb des Daches Nistmodule für Schwalben und Höhlenbrüter in die Fassade angebracht. In die Holzfront wurden, auf etwa 2/3 der Höhe, Fledermauskästen und Insektenhotels speziell für Wildbienen eingebracht. Die Baumaßnahmen erfolgten durch die Firma Freund-Dächer.

Im Folgenden wurde die Fassade durch einen professionellen Tiermaler künstlerisch gestaltet. Direkt neben dem Turm befindet sich die Informationstafel, die das Anliegen und die direkte Ausstattung des Turms der Öffentlichkeit erläutert. Die Materialien für Umweltbildung werden parallel zum eigentlichen Bauprojekt verwendet.

Die Gesamtkosten beliefen sich dabei auf 20.000€, die als zweckgebundene Spende von der postcode-lotterie-Stiftung übernommen wurden. Das Projekt ist ebenfalls in die „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ integriert.

Am 19.08.2019 wurde der Turm feierlich durch Herrn Staatsminister Thomas Schmidt, Herrn Landrat Dr. Christoph Scheurer, Frau Bürgermeisterin Kerstin Nicolaus, Herrn René Albani (LPV) und Herrn Thomas Köhler (AiF) im Beisein zahlreicher Gäste und der Lokalpresse feierlich eröffnet. Ein musikalischer Beitrag der Hortgruppe der Kita „Gänseblümchen“ rundete das Programm wunderbar ab.

Hintergrund: Gebäudebewohnende Tierarten

Durch den zunehmenden Flächendruck in unserer Landschaft kommt es für viele Tierarten, insbesondere für Höhlenbrüter und -bewohner, wie z.B. das Braune Langohr (Plecotus auritus), zu einem regelrechten „Wohnungsmangel“. Auch die Nahrungssuche gestaltet sich bei einer solchen „Einöde“ als schwierig. Die sogenannten „Kulturfolger“, wie Mehlschwalben (Delichon urbicum), Sperlinge (Passer domesticus) und Mauersegler (Apus apus) haben es durch die zunehmende Verbauung ihrer angestammten Nistmöglichkeiten auch in Ortschaften ebenfalls zunehmend schwerer. Außerdem tragen die fortschreitende Bodenversieglung und –verdichtung dazu bei, das Wildbienen, z.B. die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) nur noch vereinzelt Nistmöglichkeiten und –material für ihre Lehmnester finden. Sanierungsarbeiten an Gebäuden im Sinne des Artenschutzes sind mit etwas Fingerspitzengefühl möglich. Wir beraten Sie gerne über Möglichkeiten an den eigenen vier Wänden.

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