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Peggy Stöckigt

Peggy Stöckigt

Peggy Stöckigt

„Wir können direkt ins Feld, wir können an die Bäche, an die Orte, die für Kinder spannend sind, und dort dann unser kleines mobiles Labor aufbauen.“

Klassenzimmer am Bach

Wer seine Liebe zur Natur bereits im Kindesalter entdeckt, wird ihr vermutlich ein Leben lang treu bleiben. Zum Beispiel im Projekt „Junge Naturwächter“ öffnen LPV-Umweltbildnerin Peggy Stöckigt und Naturschutzhelferin Manja Clemen deshalb dem Nachwuchs die Augen für ihre Umgebung. Mit dem 2024 durch den Landschaftspflegeverband angeschafften Umweltmobil kommen sie nun noch näher an ihre Einsatzorte in Wald, auf Wiese und an Flüssen heran. Dort finden sie alles, was Natur zum Erlebnis macht.

Peggy Stöckigt muss sich ein bisschen zusammenkauern, um einigermaßen bequem, durch das Okular des Mikroskops zu linsen. Die Höhe der ausklappbaren Tische und Bänke sei schließlich auf Kindermaße eingestellt, lacht sie. Was die Nahaufnahme der Petrischale vor ihr zutage fördert, sorgt offenbar für gute Laune bei der Umweltbildnerin auf Umwegen: „Hier kommt gerade eine Köcherfliegenlarve aus ihrem Häuschen.“

Ein Satz, der bei Nicht-Köcherfliegen-Experten schon mal für Verwunderung sorgen dürfte. In der mit Wasser gefüllten Petrischale windet sich aber in der Tat gerade ein schmetterlingsraupenähnliches Wesen aus einem – nun ja – röhrenartigen, fast schon kunstvollen Gebilde aus Sandkörnern. Dieses „Häuschen“ könne je nach Art auch aus kleinen Steinchen, Zweigstückchen, Halmen oder Blattstückchen bestehen, erläutert Peggy Stöckigt. Es diene der Larve als Tarnung und Behausung. Gut versteckt schnellt sie aus ihm heraus, sobald etwas Essbares vorbeikrabbelt oder -schwimmt.

Komplexität im Kleinen

Dass es diese kleinen Überlebenskünstler hier im Landschaftsschutzgebiet Paradiesgrund, wo Peggy Stöckigt und Manja Clemen heute mit dem Umweltmobil Halt machen, überhaupt gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Besonders seltene und sensible Kleintiere wie die Köcherfliege, nach denen Manja Clemen gerade mit einem herkömmlichen Sieb weiter im Bachbett sucht, seien ein Indikator für den Zustand des Gewässers. „Die gibt es nur, wenn das Wasser passt“, sagt Manja Clemen. Kommen sie vor, ist das also ein gutes Zeichen für die Wasserqualität. Dennoch ist das Leben im Wasser sehr gefährdet. Weil neun von zehn Flüssen in Deutschland heute keine gute ökologische Qualität mehr haben, beproben Peggy Stöckigt und Manja Clemen regelmäßig Fließgewässer im Landkreis Zwickau. Ihre Ergebnisse fließen in das vom Helmholtzzentrum für Umweltforschung Leipzig (UFZ) begleitete Citizen Science-Projekt FLOW ein, das es sich zum Ziel setzt, die Wasserqualität in kleinen Fließgewässern über die nächsten Jahre weiter zu verbessern.

Wissensgrundlagen schaffen und Gewässer schützen – eine wichtige Aufgabe, bei der auch Kinder und Jugendliche, zum Beispiel im Rahmen des Projekts „Junge Naturwächter“, kurz JuNa, helfen können. Dabei lernen sie u.a. mit Gummistiefeln ausgestatten und im Bachbett watend nicht zuletzt die Komplexität der Natur im Kleinen kennen, ihre faszinierenden Zusammenhänge und Details. Mit dem Umweltmobil können Peggy Stöckigt und Manja Clemen die Kinder nun noch näher an die Natur heranführen: „Wir können direkt ins Feld, wir können an die Bäche, an die Orte, die für Kinder spannend sind, und dort dann unser kleines mobiles Labor aufbauen“, sagt Peggy Stöckigt. Der Anhänger des Mobils beherbergt ein flexibles Klassenzimmer mit Tischen, Bänken und jeder Menge Technik und Ausrüstung, einem Bildschirm, Mikroskopen, Kescher, Sieben, Federstahlpinzetten, Weiß- und Petrischalen,  – alles, was man für eine Gewässeruntersuchung eben braucht. Mittels Wasseranalyse-Set können die Kinder dann selbst Proben untersuchen: Welche Stoffe kommen im Wasser vor, die vielleicht durch Einträge aus der Landwirtschaft durch den Regen ausgewaschen wurden. Das Aufregendste sei es aber für die Kinder, wenn sie mit Kescher und Gummistiefeln in den Bach dürfen, dort dann aus dem Boden die Lebewesen heraussieben, um sich diese anschließend genauer anzugucken.

Lust am Entdecken

Kinder und Wasser, das sei ein Thema für sich, findet Peggy Stöckigt: „Da muss man gar nicht viel motivieren. Schon kleine Kinder spielen am Wasser, drehen Steine um, bauen Flöße oder Staudämme. Ich glaube, auch Erwachsene zieht es immer wieder ans Wasser. Das Leben kommt eben aus dem Wasser.“ Überhaupt seien Kinder sehr neugierig und wissbegierig. Diese Lust am Entdecken erleichtere und bereichere die Arbeit einer Umweltbildnerin, findet Peggy Stöckigt, die in der Umweltbildung eine zweite Laufbahn für sich gefunden hat. Heute ist sie Koordinatorin des Projekts „Junge Naturwächter Stadt Zwickau“ und als Netzwerkkoordinatorin im Team der Gräfenmühle beschäftigt. Im Grunde sei sie eine Art Lehrerin, die praxisnah Inhalte vermittelt, die sich mit Natur- und Artenkenntnis beschäftigen. Hinter all ihren Bemühungen steckt das Ziel, möglichst früh den Bezug zur Natur her-, manchmal auch wiederherzustellen. „Wenn man gute, motivierende Angebote macht und den Kindern das Gefühl gibt, dass sie aktiv etwas mitmachen und etwas bewegen können, dass sie selbstwirksam sind, dann hat man hier ganz gute Chancen.“ Genau hier möchte sie weiter ansetzen, Angebote weiterentwickeln und ihre eigene Liebe zur Natur weitergeben.

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