Am Rand der Stadt Zwickau, im beschaulichen Ort Bockwa, befindet sich die 1856 geweihte, evangelisch-lutherische Matthäuskirche.
Mehrmaliges Hochwasser und eine Geländeabsenkung von über 9 m, hervorgerufen vom Steinkohletagebau in Zwickau, setzten dem Gebäude stark zu, sodass die Kirche sogar für einige Jahre gesperrt werden musste. Seit 1990 begann man mit den Restaurierungsarbeiten, welche bis heute andauern.

Doch nicht nur das Bauwerk, auch das Kirchgelände soll aufgewertet werden.
Mit einem speziellen Auftrag „Zur Bewahrung der Schöpfung an der Matthäuskirche Bockwa“, begann im Frühjahr 2024, im Rahmen des Inuversumm-Projektes, die naturnahe Umgestaltung des Geländes. Der geschotterte Parkplatz sollte verschwinden (Foto 1) und in ein Magerbeet umgewandelt werden, ebenso sollte ein Wildstaudenbeet entstehen (Foto 2), heimische Heckensträucher gepflanzt, Stein- und Totholzhaufen angelegt werden. Die bisher regelmäßig kurzgemähten Wiesen sollten in artenreiche, extensiv gepflegte Blühwiesen verwandelt werden.
Doch letzteres stellte sich als große Herausforderung dar. Bei einer Begehung der Fläche vor Anlage der Blühwiese, wurden auffallend viele, größere Steine festgestellt. Nach Rücksprache mit der Kirchgemeinde war weiterhin nicht klar, was sich wann genau auf dieser Fläche befand. Ein Gebäude? Der Friedhof? Eine Baustoffhalde? Um unsere Fräse keinem zu großem Risiko auszusetzen, führten wir eine intensive Sondierung, mit Metallstab und Hammer durch. Während auf der großen Fläche hinter der Kirche nur vereinzelte Steine zu finden waren, zeigte sich auf der seitlich gelegenen Fläche ein ganz anderes Bild (Foto 3). Jeder Stab markiert den Fund eines größeren Steines im Boden.
Dort konnte unmöglich gefräst werden. Wir beschlossen einen anderen Weg zu gehen.

Inspiriert von Methoden des ökologischen Landbaus, wanden wir erstmalig ein sogenanntes „No-dig-Verfahren“ an. Dabei wird der Boden weder aufgebrochen, noch umgegraben. Wir deckten die Fläche mit einer dünnen Pappe (zertifiziert, aus Landschaftspflegeprodukten) ab und verteilten darauf eine je ca. 5 cm dicke Schicht Sand und Kompost (Foto 4). Darauf wurde nun das Saatgut aufgebracht und angewalzt. Über den Winter zersetzte sich nicht nur die Pappe, sondern auch die Grasnarbe darunter. Und die Wurzeln unserer ausgesäten Pflanzen konnten sich mühelos ihren Weg ins Erdreich bahnen. Das Ergebnis ist überragend. Dicht, gesund und nahezu ohne konkurrierende Gräser, hat sich die Blühwiese sehr gut entwickelt (Foto 5). Nun warten alle auf die ersten Blüten.
Dank der Förderung durch die Richtlinie Stadtgrün, der aufgeschlossenen Kirchgemeinde Bockwa und dem tatkräftigen Einsatz der Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes Westsachsen, sowie der Lukaswerkstatt der Diakonie Zwickau, konnte hier eine kleine grüne Oase für die Natur geschaffen werden.
Fotos: LPV Westsachsen
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