Naturnahe, innerstädtische Grünflächen stellen für viele Arten mittlerweile wichtige Ersatzlebensräume dar. Parks, Gärten, Bäche, begrünte Fassaden und Dächer, Straßenbegleitvegetation oder Friedhöfe können vielen Arten ein Zuhause bieten. Der Landkreis Zwickau ist mit 327 Einwohnern pro Quadratkilometer der am dichtesten besiedelte Landkreis aller neuen Bundesländer. Aufgrund dessen gibt es jede Menge Handlungsspielräume für die biologische Vielfalt in Kommunen!

 

Blühfläche am Haus – Fotograf: René Albani

Blühfläche am Haus – Fotograf: René Albani

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege Landesverband Sachsen e.V. (DVL) ist vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL) mit der Initiierung und Koordinierung des Projektes „iNUVERSUMM – Raum und Zeit für Insekten“ als Teil des Fachkonzeptes Stadtnatur betraut worden. Für den Landkreis Zwickau wurde der Landschaftspflegeverband Westsachsen e.V. (LPV) als regionaler Projektpartner ausgewählt. Das Projekt ist eine Weiterentwicklung des Mitmachprojektes „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“, in welchem durch Umstellung der Pflege und teilweise durch Neueinsaat aus Grünflächen im Siedlungsraum Insektenlebensräume entstehen sollen. Bisher zählt das Projekt sachsenweit über 1.000 Schmetterlingswiesen. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt, des Senckenberg Museums für Tierkunde Dresden, des NABU Landesverbandes Sachsen e.V. sowie des DVL.

Das Ziel im Projekt besteht darin, neben Neuanlage, Pflege und Monitoring von Blühflächen weitere urbane Lebensräume für die heimische Insektenfauna, unter anderem durch Pflanzung von Gehölzen und durch Gebäudebegrünung, zu schaffen. Es finden zum Beispiel Seminare zum Sensen und zum Obstbaumschnitt, Fortbildungen für Hausmeister, Kleingärtner, Erzieher und Lehrer oder Exkursionen zu verschiedenen Insektenlebensräumen statt. Zudem sollen weitere Akteure wie Kommunen, Vereine, Kirchen, Unternehmen oder Wohnungsbaugenossenschaften für die Thematik sensibilisiert und beraten werden.

 

Exkursionen – Fotograf: Dennis Klein

Exkursionen – Fotograf: Dennis Klein

Die Menschen haben sich daran gewöhnt, mit moderner Technik und Chemie der Natur in unserer Nähe zu Leibe zu rücken. Motorsägen, Rasenroboter, Laubbläser und -sauger sowie Pestizide und Dünger kommen immer öfters zum Einsatz. Einige Vorgärten und Bereiche von Hausgärten werden in Schottergärten umgewandelt. Geschäftig wird die Umwelt in vermeintliche Ordnung gebracht, zum existentiellen Nachteil vieler natürlicher Arten. Der LPV gibt hier Hilfestellung, wie man den heimischen Garten ökologischer und tierfreundlicher gestalten kann.

Wie kann also jeder helfen? Sicherlich findet sich bei jedem ein Fleckchen Rasen, das in eine artenreiche Blühfläche verwandelt werden könnte, Platz für eine artenreiche Hecke aus heimischen Wildsträuchern oder für ein paar Obstbäume. Weitere Elemente eines naturnahen Gartens sind zum Beispiel kleine Naturteiche, Steinhäufen und wilde Ecken. Auch mit der richtigen Fassaden- oder Dachbegrünung kann ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz im Siedlungsraum geleistet werden. Der LPV berät Sie, Ihren Verein oder Ihr Unternehmen gerne bei Fragen, welche Maßnahmen auf der entsprechenden Fläche ergriffen und wie diese umgesetzt und finanziell gefördert werden können.

Umsetzung
Juni 2022 bis Februar 2025

Schirmart
Schwalbenschwanz

Partner
DVL Sachsen

Finanzierung
Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (34.600 €; 100 %-Förderung)

Vergleichbares
Stadtgrün Naturnah Glauchau, Puppenstuben gesucht, Sachsen blüht, Insekta

 

 

Hintergrund:

Die „Krefelder Studie“ zum anhaltenden Insektensterben hat 2017 für Schlagzeilen gesorgt. Wissenschaftler belegten in einem Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfahlen einen Bestandsrückgang flugaktiver Insekten von 76 % innerhalb der vergangenen 30 Jahre – hauptsächlich Hautflügler, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge. Ein Umstand, der sicherlich vielerorts ähnliche Ausmaße angenommen hat. Dadurch gerät die gesamte Nahrungskette ins Wanken: Pflanzen werden nicht mehr bestäubt, Vögeln und Fledermäusen wie auch vielen anderen Tieren fehlt die Nahrungsgrundlage. Allein der monetäre Wert der Insekten-Bestäubung liegt in Europa bei über 14 Milliarden Euro pro Jahr.

Hier gehts zum Flyer:

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